Am Ende wird alles gut, hat Mutti immer gesagt, und sie hatte Recht, seit ein paar Tagen sind wir in Schottland unterwegs, teilweise auch ohne Wind, aber der Fachmann weiß, wenn es nicht bläst, das scheint gerne mal die Sonne, und die lässt dann diese grandiose Landschaft zusätzlich in einem golden Licht erscheinen. Die lange Reise hat sich gelohnt, nur in Schottland könnte man problemlos drei Monate verbringen.
Loch Tabert ist der stillste Ort, den ich bisher erlebt habe, es ist für Momente so, also ob jemand den Ton ausgeschaltet hätte. 360 Grad Blick, rundum nur raue Berge und eine sehr enge Durchfahrt, wo man mal zeigen kann, das man auch das Konzept Leitfeuer verstanden hat.
Auch hier sind die Menschen ausnehmend freundlich und hilfsbereit, und sogar der Wetterbericht über Funk wird nett und angenehm rüber gebracht, das kommt schon anders als das deutsche „Wind zunehmend aus Nord-Ooooost!“, kleiner Mitschnitt dazu am Ende der Podcast-Folge.
Wer selbst schon mit einem Boot unterwegs war, weiß: so ein Gefährt ist ein Klangkörper. Wir haben mal das Hitpotential unserer Beneteau First 30 Baujahr 1978 abgeklopft und stellen fest: die Karre kann mit einer Gibson oder Fender gleichen Alters problemlos mithalten.
Nach zwei Monaten bewerten wir auch unsere Austattung, inzwischen wissen wir, was sich bewährt hat und was wir bisher nur spazieren gefahren haben. Die Hängematte beispielsweise hat bisher nur in ihrem Beutel rum gehangen.
Und inzwischen haben wir auch viele Situationen erlebt, die sich anhand einen GPS-Tracks wunderbar erzählen lassen, mehr dazu auf radiolabor.com in den kleinen Beitrag „Sprechende GPS-Tracks“
https://radiolabor.com/2019/07/22/wenn-gps-tracks-sprechen-koennten/
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Strömungslehre für Fortgeschrittene
Was zieht mit 10 Knoten an einem vorbei, während man selbst gerade 2,5 Knoten durchs Wasser macht und ist rot-schwarz angepinselt? Richtig, eine Einzelgefahrentonne mitten in der Zufahrt nach Strangford.
Sechs Stunden lang fliessen hier bei Flut unfassbare Mengen Wasser in einen riesigen Binnensee, danach fließen sie sechs Stunden lang eben auch wieder raus, und mittendrin sind wir. Mit unserer Nußschale. Kein Wunder, das hier ein Eldorado für Gezeitenkraftwerke ist.
Wir haben viel gelernt in Sachen Strömung, aber immer wieder gibt es auch Momente, wo wir dann doch noch auf dem Schlauch stehen.
Die Isle of Man lernen wir erst mal von ihrer schroffen Seite kennen. Die Südspitze müssen wir umrunden, um zu unserer anvisierten Ankerbucht vor Castletown zu gelangen, aber wir haben die Rechnung ohne Chicken Rock gemacht. Wir werden zwischen Leuchtturm und Inselspitze mit 5 Knoten Stömung gegenan empfangen, trotz Druck im Segel stehen wir.
Castletown zeigt sich von seiner sehr charmanten Seite, eigentlich wollen wir an der trockenfallenden Hafenmole nur Wasser bunkern , aber ein Volksfest ist in vollen Gange, ein Badewannenrennen mitten im Hafenbecken, very british. Einmal mehr beweisen die Engländer ihren unschlagbar schönen, schrägen Humor, jeder Wettkampfteilnehmer, der während des Rennens sinkt, wird mit einem anerkennenden Applaus bedacht.
Wir bringen unser Boot zurück in die Ankerbucht und fahren mit dem Dinghi in die Stadt. Als wir später wieder zum Boot zurückfahren wollen, ist das Hafenbecken komplett leer, kein Wasser weit und breit. Wir müssen das Dinghi 400 Meter über Algenteppiche, Steine und Schlick bis zum Wasser schleppen, an einer glitschigen Molenmauer entlang.
Am nächsten Tag taucht unser französischer Freund und Begleiter Geoffroy unser Boot von unten ab, liefert ein HD-Video vom Unterwasserschiff und wir können erkennen, das nur das Antifouling bei der Grundberührung an einer Osttonne in Mitleidenschaft gezogen worden ist, kein wirkliches Problem
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