Habe mir gleich mal die Webseite von Wilfried Krusenkopf angeschaut. Da werde ich vielleicht mal den Kontakt aufnehmen, wenn wir tatsächlich mal in Richtung Bretagne unterwegs sind.
Vielen Dank für den ausgezeichneten Podcast zu dem unterbeleuchteten Thema „Öko“!
Es gibt immer wieder Berichte über Rapsöl in Dieselmotoren, wodurch die Emissionen angeblich erheblich runtergehen. Das wäre noch ein weiterer Aspekt gewesen.
Dass 3,5t Bleibatterie nur für ca 30 Meilen reichen sollen, leuchtet nicht wirklich ein.
Die Ökobilanz von Solar/Wind an Bord und Strom am Hafen (also
dem aktuellen Strommix) hätte mich auch interessiert.
Hi vielen Dank für deine konstruktive Kritik, habe ich mal an den Kollegen Krusekopf weitergeleitet. Vielleicht kann er das ja in seinem neuen Buch noch berücksichtigen. Bleib an Bord, ahoi, Micha
Hallo Joh,
Die Erklärung für dieses überraschende Ergebnis lässt sich rechnerisch folgendermaßen nachvollziehen:
Mein Boot hat 3,5 T Ballast = 3500 kg
Eine Bleibatterie mit – sagen wir – 130 Ah Kapazität wiegt etwa 40 kg
Somit entsprechen 3500kg Kielgewicht 3500kg : 40 Kg = 88 Batterien mit jeweils 130 Ah.
88 Batterien mit jeweils 130 Ah Kapazität haben also zusammen 88 mal 130 Ah = 11440 Ah Kapazität
Die Leistung in Watt berechnet sich durch Multiplikation aus Spannung in Volt und Stromstärke in Ampere. Multipliziere ich diesen Wert mit der Zeit in Stunden, so entsteht als Ergebnis die Gesamtenergie in KWh.
Wenn ich somit die Bordspannung von 12 V mit der gesamten Batteriekapazität von 11440 Ah multipliziere, kommen wir auf 12 V mal 11440 Ah = 137280 Wh = 137,3 KWh Energie.
Mein Motor hat zwar 55 PS = 40 KW Leistung, aber die nutze ich natürlich nicht vollständig, um auf – sagen wir – 5 Knoten Fahrt zu kommen. Dafür brauche ich nur etwa die Hälfte, nämlich 20 KW Leistung. Also dividiere ich die Energiemenge von 137,3 KWh durch 20 KW.
Dies ergibt etwa 6,9 Stunden auf See unter Motor. Aber dies mit dann LEERGEFAHRENEN Batterien, was ja bekanntlich nicht sehr gesund ist für das Überleben der Batterien (Zwinkerndes Smiley).
6,9 h ist etwa 7 h. Wenn ich dies mit etwa 5 Knoten Geschwindigkeit fahre, was bei mir bei etwa 60% der Maximaldrehzahl des Motors realistisch ist unter günstigen Bedingen (kein Wind und keine Welle gegenan), so komme ich damit 35 Seemeilen weit. FÜNFUNDDREISSIG.
Mit Lithiumbattrien (Preis etwa das drei- bis Vierfache, aber dafür Gewicht halbiert, also doppelt soviele Batterien an Bord äquivalent zum Kielgewicht transportierbar) komme ich dann auf 70 sm.
Wohlgemerkt: Batterien leergefahren und Wind und Welle günstig!
Mit einem leichteren Boot ist die Rechnung natürlich etwas günstiger. aber das Kielgewicht muss ja zur Gesamtverdrängung passen. Es ist kaum sinnvoll, 3500 Kg Batteriegewicht auf ein 7 Tonnen Boot zu laden…
Kurzum: Der Elektroantrieb für eine Fahrtenyacht ist heutzutage wegen mangelnder Batteriekapazität und zu hohem Batteriegewicht nicht sinnvoll machbar. Für Wochenendsegler, die nur morgens aus dem Hafen raus und abends wieder hineinmotoren sieht die Rechnung selbstverständlich günstiger aus.
Was die Energiegewinnung an Bord mit Wind, Solar und Schleppgenerator betrifft, da habe ich in der Tat in meinem neuen Buch, was im Spätsommer 2020 bei Delius Klasing erscheinen wird, ein Kapitel vorgesehen. Gern mehr dazu in einem neuen Podcast.
Mit besten Seglergrüssen aus der Bretagne
Wilfried
Hi Wilfried, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und das Thema „Solar an Bord“ machen wir. Letztes Jahr in der KAribik hatten wir einen Kat mit 2qm-Panel und Seewasserkühlschrank, das war das erste mal, das wir mit 9 Personen unterwegs waren und das Thema Batterie schlicht keines mehr war. Immer traumhafter Ladezustand. Hierzulande sieht es mit der Sonnenstundenzahl natürlich anders aus. Ahoi, Micha
Wenn ich die Rechnung erweitere auf den Gesichtspunkt des Nachladens der Batterien während der Fahrzeit mittels Solarpanels, Windgenerator und Schleppgenerator, dann kommt folgendes hinzu:
Sagen wir beispielsweise:
4 m² Solarfläche bringen bei voller Sonneneinstrahlung, senkrecht zu den Panels etwa 20 A Strom.
Ein großer Windgenerator bringt bei voller Drehzahl etwa 15 A Strom.
Ein großer Schleppgenerator bringt bei 5 Knoten Fahrt etwa 15 A Strom
Summe: 50 A
Dauer 6 Stunden, also 300 AH
Multipliziert mit 12 V ergibt das 3600 Wh = 3,6 KWh.
3,6 KWh sind aber nur 2,6 % der Energie, die ich während der 6 Stunden Fahrtzeit mit dem Elektromotor verbraucht habe. 2,6% !
Anschaffungskosten für die o.g. Ladetechnik etwa 10.000 Euro.
ABER, dass mich hier niemand missversteht: Ich bin keineswegs ein Befürworter der kritiklosen Fortsetzung der Nutzung fossiler Energieträger. Ganz im Gegenteil! Abgesehen vom Dieselmotor auf einem Segelboot kann der Rest (Kühlschrank, Elektrik, Radar,…) bei entsprechender Auslegung (gute Isolation des Kühlschranks, konsequente LED Technik, keine stromfressenden Plotter ständig in Betrieb, 12V – 220 V Umformer nur sehr sparsam eingesetzt, Windpilot statt elektrischem Autopiloten …) kann man auf einer 12m Yacht bequem auf Langfahrt seinen Strombedarf mit – je nach Segelrevier – 2 bis 4 Quadratmeter Solarfläche decken. Ich war zweimal im Nordatlantik ein ganzes Jahr lang unterwegs und hatte ohne Windgenerator, ohne Schleppgenerator, ohne 220 V-Technik TÄGLICH Eiswürfel im Kühlschrank (sehr gut isoliert!), bei Stromerzeugung unter Segeln und vor Anker ausschließlich über 3 Quadratmeter Solarfläche. Wichtig ist es, die Flächen möglichst lange annähernd senkrecht zur Sonne gestellt zu haben und Schatten aus dem Rigg zu vermeiden. Das geht allerdings nur bei semi-mobiler Lagerung der Solarpanels an der Seereling achtern und nicht auf einem (ohnehin hässlichen) Geräteträger über dem Heck.
Elektrische Grüsse von Bord der GWENAVEL
Wilfried
Toller Beitrag!
Aber:
Aluminium ist in der Tat sehr energieintensive bei der Verhüttung von Bauxit. Das Recyceln von Aluminium ist allerdings erheblich weniger energieintensive. (Schmelzpunkt ca.660 °C) Das Recyceln von Stahl ist energieintensiver! (Schmelzpunkt zwischen 900 °C und rund 1.500 °C.)
GFK kann man nur Downcyceln also ein minderwertigeres Produkt daraus herstellen. Unter diesem Aspekt währe zu prüfen welches Material nachhaltiger ist.
Egal welches Baumaterial ich wähle, nachhaltig währe Boote zu bauen die langlebig sind. Moderne Serienboote, wie fast alle modernen Produkte, werden leider nicht unter diesem Aspekt konstruiert und gebaut. (Geplante Obsoleszenz)
Liebe Grüße
Michael Matzerath
Hi Michael,
vielen Dank für deine konstruktive mail, die werde ich gleich mal an den Kollegen Krusekopf weiterleiten, ist ja ein spannender Aspekt, den du da ansprichst. Unser Boot ist auch über 40 Jahre alt, das ist natürlich unter Umweltgesichtspunkten gar nicht so schlecht;-)
Ahoi, Micha
Ps: vielen Dank auch fürs Lob, das motiviert!
Guter Podcast, den ich hier gerade höre 🙂
Habe mir gleich mal die Webseite von Wilfried Krusenkopf angeschaut. Da werde ich vielleicht mal den Kontakt aufnehmen, wenn wir tatsächlich mal in Richtung Bretagne unterwegs sind.
Gute Idee, der Mann ist Profi, von dem kann man was lernen, Grüße ihn von mir, Ahoi, Micha 👍
Vielen Dank für den ausgezeichneten Podcast zu dem unterbeleuchteten Thema „Öko“!
Es gibt immer wieder Berichte über Rapsöl in Dieselmotoren, wodurch die Emissionen angeblich erheblich runtergehen. Das wäre noch ein weiterer Aspekt gewesen.
Dass 3,5t Bleibatterie nur für ca 30 Meilen reichen sollen, leuchtet nicht wirklich ein.
Die Ökobilanz von Solar/Wind an Bord und Strom am Hafen (also
dem aktuellen Strommix) hätte mich auch interessiert.
Hi vielen Dank für deine konstruktive Kritik, habe ich mal an den Kollegen Krusekopf weitergeleitet. Vielleicht kann er das ja in seinem neuen Buch noch berücksichtigen. Bleib an Bord, ahoi, Micha
Hallo Joh,
Die Erklärung für dieses überraschende Ergebnis lässt sich rechnerisch folgendermaßen nachvollziehen:
Mein Boot hat 3,5 T Ballast = 3500 kg
Eine Bleibatterie mit – sagen wir – 130 Ah Kapazität wiegt etwa 40 kg
Somit entsprechen 3500kg Kielgewicht 3500kg : 40 Kg = 88 Batterien mit jeweils 130 Ah.
88 Batterien mit jeweils 130 Ah Kapazität haben also zusammen 88 mal 130 Ah = 11440 Ah Kapazität
Die Leistung in Watt berechnet sich durch Multiplikation aus Spannung in Volt und Stromstärke in Ampere. Multipliziere ich diesen Wert mit der Zeit in Stunden, so entsteht als Ergebnis die Gesamtenergie in KWh.
Wenn ich somit die Bordspannung von 12 V mit der gesamten Batteriekapazität von 11440 Ah multipliziere, kommen wir auf 12 V mal 11440 Ah = 137280 Wh = 137,3 KWh Energie.
Mein Motor hat zwar 55 PS = 40 KW Leistung, aber die nutze ich natürlich nicht vollständig, um auf – sagen wir – 5 Knoten Fahrt zu kommen. Dafür brauche ich nur etwa die Hälfte, nämlich 20 KW Leistung. Also dividiere ich die Energiemenge von 137,3 KWh durch 20 KW.
Dies ergibt etwa 6,9 Stunden auf See unter Motor. Aber dies mit dann LEERGEFAHRENEN Batterien, was ja bekanntlich nicht sehr gesund ist für das Überleben der Batterien (Zwinkerndes Smiley).
6,9 h ist etwa 7 h. Wenn ich dies mit etwa 5 Knoten Geschwindigkeit fahre, was bei mir bei etwa 60% der Maximaldrehzahl des Motors realistisch ist unter günstigen Bedingen (kein Wind und keine Welle gegenan), so komme ich damit 35 Seemeilen weit. FÜNFUNDDREISSIG.
Mit Lithiumbattrien (Preis etwa das drei- bis Vierfache, aber dafür Gewicht halbiert, also doppelt soviele Batterien an Bord äquivalent zum Kielgewicht transportierbar) komme ich dann auf 70 sm.
Wohlgemerkt: Batterien leergefahren und Wind und Welle günstig!
Mit einem leichteren Boot ist die Rechnung natürlich etwas günstiger. aber das Kielgewicht muss ja zur Gesamtverdrängung passen. Es ist kaum sinnvoll, 3500 Kg Batteriegewicht auf ein 7 Tonnen Boot zu laden…
Kurzum: Der Elektroantrieb für eine Fahrtenyacht ist heutzutage wegen mangelnder Batteriekapazität und zu hohem Batteriegewicht nicht sinnvoll machbar. Für Wochenendsegler, die nur morgens aus dem Hafen raus und abends wieder hineinmotoren sieht die Rechnung selbstverständlich günstiger aus.
Was die Energiegewinnung an Bord mit Wind, Solar und Schleppgenerator betrifft, da habe ich in der Tat in meinem neuen Buch, was im Spätsommer 2020 bei Delius Klasing erscheinen wird, ein Kapitel vorgesehen. Gern mehr dazu in einem neuen Podcast.
Mit besten Seglergrüssen aus der Bretagne
Wilfried
Wilfried Krusekopf
Organisationsleitung SAIL – ATLANTIC
Association des Navigateurs germanophones et francophones
7, Kerhouet St. Maur
F- 56370 Sarzeau
Tel. 0033 2 97 26 89 48 oder 0033 6 70 77 65 98
Email: sail@biskaya.de
http://www.sail-bretagne-atlantic.eu
Hi Wilfried, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und das Thema „Solar an Bord“ machen wir. Letztes Jahr in der KAribik hatten wir einen Kat mit 2qm-Panel und Seewasserkühlschrank, das war das erste mal, das wir mit 9 Personen unterwegs waren und das Thema Batterie schlicht keines mehr war. Immer traumhafter Ladezustand. Hierzulande sieht es mit der Sonnenstundenzahl natürlich anders aus. Ahoi, Micha
Noch ein Nachtrag zu meinen Erläuterungen oben:
Wenn ich die Rechnung erweitere auf den Gesichtspunkt des Nachladens der Batterien während der Fahrzeit mittels Solarpanels, Windgenerator und Schleppgenerator, dann kommt folgendes hinzu:
Sagen wir beispielsweise:
4 m² Solarfläche bringen bei voller Sonneneinstrahlung, senkrecht zu den Panels etwa 20 A Strom.
Ein großer Windgenerator bringt bei voller Drehzahl etwa 15 A Strom.
Ein großer Schleppgenerator bringt bei 5 Knoten Fahrt etwa 15 A Strom
Summe: 50 A
Dauer 6 Stunden, also 300 AH
Multipliziert mit 12 V ergibt das 3600 Wh = 3,6 KWh.
3,6 KWh sind aber nur 2,6 % der Energie, die ich während der 6 Stunden Fahrtzeit mit dem Elektromotor verbraucht habe. 2,6% !
Anschaffungskosten für die o.g. Ladetechnik etwa 10.000 Euro.
ABER, dass mich hier niemand missversteht: Ich bin keineswegs ein Befürworter der kritiklosen Fortsetzung der Nutzung fossiler Energieträger. Ganz im Gegenteil! Abgesehen vom Dieselmotor auf einem Segelboot kann der Rest (Kühlschrank, Elektrik, Radar,…) bei entsprechender Auslegung (gute Isolation des Kühlschranks, konsequente LED Technik, keine stromfressenden Plotter ständig in Betrieb, 12V – 220 V Umformer nur sehr sparsam eingesetzt, Windpilot statt elektrischem Autopiloten …) kann man auf einer 12m Yacht bequem auf Langfahrt seinen Strombedarf mit – je nach Segelrevier – 2 bis 4 Quadratmeter Solarfläche decken. Ich war zweimal im Nordatlantik ein ganzes Jahr lang unterwegs und hatte ohne Windgenerator, ohne Schleppgenerator, ohne 220 V-Technik TÄGLICH Eiswürfel im Kühlschrank (sehr gut isoliert!), bei Stromerzeugung unter Segeln und vor Anker ausschließlich über 3 Quadratmeter Solarfläche. Wichtig ist es, die Flächen möglichst lange annähernd senkrecht zur Sonne gestellt zu haben und Schatten aus dem Rigg zu vermeiden. Das geht allerdings nur bei semi-mobiler Lagerung der Solarpanels an der Seereling achtern und nicht auf einem (ohnehin hässlichen) Geräteträger über dem Heck.
Elektrische Grüsse von Bord der GWENAVEL
Wilfried
Toller Beitrag!
Aber:
Aluminium ist in der Tat sehr energieintensive bei der Verhüttung von Bauxit. Das Recyceln von Aluminium ist allerdings erheblich weniger energieintensive. (Schmelzpunkt ca.660 °C) Das Recyceln von Stahl ist energieintensiver! (Schmelzpunkt zwischen 900 °C und rund 1.500 °C.)
GFK kann man nur Downcyceln also ein minderwertigeres Produkt daraus herstellen. Unter diesem Aspekt währe zu prüfen welches Material nachhaltiger ist.
Egal welches Baumaterial ich wähle, nachhaltig währe Boote zu bauen die langlebig sind. Moderne Serienboote, wie fast alle modernen Produkte, werden leider nicht unter diesem Aspekt konstruiert und gebaut. (Geplante Obsoleszenz)
Liebe Grüße
Michael Matzerath
Hi Michael,
vielen Dank für deine konstruktive mail, die werde ich gleich mal an den Kollegen Krusekopf weiterleiten, ist ja ein spannender Aspekt, den du da ansprichst. Unser Boot ist auch über 40 Jahre alt, das ist natürlich unter Umweltgesichtspunkten gar nicht so schlecht;-)
Ahoi, Micha
Ps: vielen Dank auch fürs Lob, das motiviert!