Zak, Zak, Skagerrak

Allmählich sitzt uns die Zeit im Nacken. Spätestens Mitte September soll das Boot wieder in Berlin sein und wir hängen auf der nördlichen Seite des Skagerrak fest. Immer neue Starkwindfelder tauchen in den Wetterprognosen auf, es tut sich kein Zeitfenster für die Überfahrt nach Dänemark auf.
In Korshamn , einem netten kleine Dorf mit Wasseranschluss, treffen wir Johnny, einen sehr angenehmen Dänen, der sich für 80000 Kronen, also 8000 Euro, ein Segelboot gekauft hat, beigebracht hat er sich das Segeln mit youtube.
Johnny hat 20 Jahre lang auf einer norwegischen Bohrinsel gutes Geld verdient, ist jetzt schwer im Bitcoin-Business unterwegs und hat sich eine 1-jährige Auszeit genommen, um mit dem Boot einmal rund Europa zu segeln, später vielleicht auch über den großen Teich.
In Episode 23 erzählt er, wie es sich anfühlt, auf den Kathedralen des fossilen Zeitalters sein Geld zu verdienen.
Micha muss dann doch los, die Arbeit ruft und mit einer Highspeed-Fähre geht es dann an einem Montag, an dem eigentlich die Überfahrt stattfinden sollte, rüber über das Skagerrak.

Nach dem Gegenwind ist vor dem Sturm

Nach dem Gegenwind ist vor dem Sturm
Nach dem Ritt durch die Straße von Dover, der mit einstündigem Platzregen, Sicht unter 100 Metern, Blitz und Donner und einem aus dem Nichts auftauchenden Rennboot seinen Höhepunkt erreichte, landeten wir in Boulogne sur Mer, das wir aber am nächsten Morgen um 7 Uhr gleich wieder verließen. Die Prognose versprach einen Amwind-Anlieger, der sich aber nach drei Stunden auch schon wieder erledigt hatte, weil der Wind rapide auf eine schwache drei runter ging. So konnten wir wenigstens die Segel oben lassen und mit Maschinenunterstützung die 50 Seemeilen nach Dieppe in einem Rutsch absolvieren. In Dieppe ging es dann erstmal nicht mehr weiter, weitere 50 Seemeilen gegenan kreuzen hätten eine 20-Stunden-Schicht bedeutet und die Stadt hat außerdem sehr viel zu bieten. Eine wunderschöne Lage, einen sehr schönen Hafen und wirklich gute französische Restaurants. Und da ein Sturmtief in atemberaubender Geschwindigkeit im Anmarsch war, haben wir beschlossen, dass genau hier abzuwettern.
Hier konnten wir dann Gas, Diesel, Wasser und Vorräte nachbunkern und außerdem der französischen Käsekultur die Ehre erweisen. Wie sagte schon olle de Gaulle verzweifelt: “Wie wollen sie ein Land regieren, dass 4000 Käsesorten kennt.”
Die Kalksandsteinküste ist wunderschön, aber was in Dieppe am meisten beeindruckt, ist wirklich das Wasser. Wir kamen bei Niedrigwasser an, mussten eine Landungsbrücke steil hochsteigen, um die hohe Kaimauer zu überwinden. Sechs Stunden später stand dieser Landungssteg waagerecht, wir lagen schlicht 8 Meter höher. 8.10 Meter Tidenhub bei Springzeit, und von der Verschiebung dieser gigantischen Wassermassen bekommt man außer hier und da ein bisschen Strömung nichts mit. Das war schon sehr beeindruckend.
Die ganze Alabaster-Küste hat sehr viele schöne Ecken zu bieten, und das Sturmtief bescherte uns am nächsten Tag am Molenkopf der Hafeneinfahrt von Dieppe.