Lands End und Finisterre

Wir sind endlich in Cornwall angekommen, das Wetter hat noch Luft nach oben, aber immerhin, es gibt inzwischen sonnige Abschnitte. Der SW Englands präsentiert sich felsig, rau und mit extrem freundlichen, höflichen Menschen, die den Brexit nochmal in einem traurigeren Licht erscheinen lassen.
Nach viel Kampf gegen Wind und Welle haben wir jetzt auch mal enspanntere Segeltage mit ablandigem Wind, nur die Temperaturen liegen konstant bei 16 Grad, es dauert nicht mehr lange und dann laufen wir wie die Einheimischen trotzdem mit T-Shirt und kurzer Hose rum.
Unser Boot macht Spaß, segelt in wirklich allen Windverhältnissen gut und ist auch keine lahme Ente, den Kanal haben wir mit einem Schnitt von 7.1 Knoten hinter uns gebracht.
Bei viel Lage, Normalzustand der letzten Wochen, sammeln sich schon 2 drei Liter Wasser in der Bilge. immer mit ein bisschen Diesel vermischt, wir haben immer noch keine Idee, wo das herkommt, aber es ist ein überschaubares Problem, Befürchtungen über Komplikationen mit dem Motor haben sich als grundlos erwiesen.
Ina hat uns jetzt drei Wochen lang begleitet und wird von Bord gehen, war eine schöne Zeit mit einer guten Seglerin, die immer noch eine kluge Frage zum Boot und zum Segeln in der Hinterhand hatte und die Crusader immer auf Tempo getrimmt hat.
Eine Begegnung hat uns besonders berührt. In Dartmouth haben wir Andrew kennengelernt, der sich sein eigenes Boot zusammen geschweißt hat, die Scary Mary 2, ein Schiff wie ein Panzer, mit dem er nach Grönland segeln will. Und das, obwohl er nach eigener Aussage von Segeln keine Ahnung hat.

Im Westen nichts Neues – Wind von vorne

Im Westen nichts Neues – Wind von vorne
An der Cote Albatre haben wir uns lange wohl gefühlt, Calais Dieppe und Fecamp waren großartige Hafenstädte die viel zu bieten hatten, Charme, kulinarische Finessen und französische Lebensart. Ein Abschied mit Wäscheklammern 😉
Von Cherbourg ging es dann hinüber nach England, eigentlich sollte ein schöner SSW und nach Dartmouth tragen, aber erst lag ein Verkehrstrennungsgebiet im Weg und dann passte der Wind nicht mehr und blies mit 5-6 Bft aus SW.
Also Planänderung mitten auf dem Kanal, ablaufen nach Portland. Wieder ein schöner Zufallstreffer, Portland entpuppt sich als sehr schöner Ort mit sensationellem Strand, toller vorgelagterter Insel, und Olympiastandort. 2012 wurden hier bei den Olympischen Spielen in London die Segelwettbewerbe ausgetragen.
Von morgens bis abends sind hier Hardcore-Segler Surfer und Kiter unterwegs, der vorgelagerte kilometerlange Kiesstrand erzeugt eine riesige Spielwiese ohne Welle, traumhaft.
Aber Portland wird auch von Seglern erfurchtsvoll genannt, denn hier findet sich der Portland Bill Race, ein Zusammentreffen von unterschiedlichen Tidenströmen, die im Zusammenspiel mit der Unterwassertopografie sehr gefährlich werden können.
Nach einem Tag Aufenthalt segeln auch wir am Portland Bill Race vorbei, ein Schlag, den ich den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen werde, aber dazu mehr in der nächsten Folge. Alles weitere im Detail im der gerade veröffentlichten Episode 14, entweder über die Podcast-App eures Vertrauens oder auf radiolabor.com

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Nach dem Gegenwind ist vor dem Sturm

Nach dem Gegenwind ist vor dem Sturm
Nach dem Ritt durch die Straße von Dover, der mit einstündigem Platzregen, Sicht unter 100 Metern, Blitz und Donner und einem aus dem Nichts auftauchenden Rennboot seinen Höhepunkt erreichte, landeten wir in Boulogne sur Mer, das wir aber am nächsten Morgen um 7 Uhr gleich wieder verließen. Die Prognose versprach einen Amwind-Anlieger, der sich aber nach drei Stunden auch schon wieder erledigt hatte, weil der Wind rapide auf eine schwache drei runter ging. So konnten wir wenigstens die Segel oben lassen und mit Maschinenunterstützung die 50 Seemeilen nach Dieppe in einem Rutsch absolvieren. In Dieppe ging es dann erstmal nicht mehr weiter, weitere 50 Seemeilen gegenan kreuzen hätten eine 20-Stunden-Schicht bedeutet und die Stadt hat außerdem sehr viel zu bieten. Eine wunderschöne Lage, einen sehr schönen Hafen und wirklich gute französische Restaurants. Und da ein Sturmtief in atemberaubender Geschwindigkeit im Anmarsch war, haben wir beschlossen, dass genau hier abzuwettern.
Hier konnten wir dann Gas, Diesel, Wasser und Vorräte nachbunkern und außerdem der französischen Käsekultur die Ehre erweisen. Wie sagte schon olle de Gaulle verzweifelt: “Wie wollen sie ein Land regieren, dass 4000 Käsesorten kennt.”
Die Kalksandsteinküste ist wunderschön, aber was in Dieppe am meisten beeindruckt, ist wirklich das Wasser. Wir kamen bei Niedrigwasser an, mussten eine Landungsbrücke steil hochsteigen, um die hohe Kaimauer zu überwinden. Sechs Stunden später stand dieser Landungssteg waagerecht, wir lagen schlicht 8 Meter höher. 8.10 Meter Tidenhub bei Springzeit, und von der Verschiebung dieser gigantischen Wassermassen bekommt man außer hier und da ein bisschen Strömung nichts mit. Das war schon sehr beeindruckend.
Die ganze Alabaster-Küste hat sehr viele schöne Ecken zu bieten, und das Sturmtief bescherte uns am nächsten Tag am Molenkopf der Hafeneinfahrt von Dieppe.

Raus aus der Nordsee – rein in die Nordsee

Immer nur Wind von vorne, da wird man beim kreuzen gegen die Strom weich im Kopf, also haben wir 3 Tage Staande Mastroute gemacht, durch den Norden der Niederlande – unglaublich schön. Die Niederländer haben über die Jahrhunderte eine so schöne Wasserkultur errichtet, die sich auf diesem Wege noch mal erfahren lässt. Durchs Ijsselmeer geht es dann zurück Richtung Nordsee, richtig mit raumschoten Segeln und dem ganzen Programm. Und am Ende dieser Episode landen wir mit unserem Boot unverhofft in einem veritablen Volksfest.

Zeit zum Gezeitensegeln

Der NOK liegt endlich hinter uns, da rutschen wir ziemlich unverhofft direkt ins Gezeitensegeln mit seinen Tücken. Erst kämpfen wir mit den Wellen weil der Wind in der Elbe genau gegen das ablaufende Wasser steht, dann kommt auch noch Nebel dazu.Wir bleiben bei unserem Plan und wollen Norderney erreichen, ein langer Schlag, aber am Ende passt alles. Auf der Nordseeinsel dann ein Tag Pause, weil der Wind genau aus der Richtung unseres nächsten Zieles kommt.
Aufgrund er stabilen Westwindlage entschließen wir uns gegen tage- und nächtelanges zermürbendes Kreuzen und fahren statt dessen durch die niederländische „Staande Mast Route“ Richtung Ijsselmeer.

Enspurt – vor dem Törn ist nach dem Einräumen

Anker und Kette montieren, eine DIY Aussenborderhalterung, viele zu intelligente Flugsaurier, die nerven.
Was haben eine Ankerkette und ein Schnürsenkel gemeinsam? ganz, einfach; die Wichtigkeit der Länge. Die muss passen, sonst geht der Schuh nicht zu.
Für unser Boot habe ich 50 Meter Ankerkette bestellt, bis ca. 10 Meter Wassertiefe ist man damit ganz gut aufgestellt und mehr passt auch nicht in den Ankerkasten. Und was wurde geliefert? 2 x 20 und 1 mal 10 Meter. Da war ich erstmal einigermaßen sprachlos. Dann habe ich versucht, den Kettenlieferant zu kontaktieren, ohne Erfolg.
Dann das Ketten-Happyend, zwei Tage rum räumen, bis mal kurz vorm Wahnsinn ist, aber jetzt ist alles gut!

Langweilig – welche Segelbücher musst du dabei haben!?

Die letzte Folge von “Die Bootschaft”, die an Land entstanden ist. Läuft alles nach Plan, dann legen wir am Sonntag, den 19. Mai in Heiligenhafen zu unserem 3-Monats-Törn ab.
Eines ist sicher, wir werden auch sehr viele Bücher mitnehmen, natürlich jeden Menge Fachliteratur rund ums Boot, die Segelstellung und die Wetterkunde, aber natürlich auch Bücher, die sich eher mit den psychologischen Aspekten des “auf dem Wasser seins” beschäftigen.
Marc Bielefeld hat mehrere Bücher über Transformationen geschrieben, die er durchlaufen hat, wenn er längere Zeit auf seinem Holzboot lebte und arbeitete. Eines heißt “Gebrauchsanweisung für Segeln” und will uns aufzeigen, wie das Leben auf dem Wasser uns bereichern kann, was wir über uns und andere lernen können.

Recht voraus!

Zoff in der Eignergemeinschaft, Crash im Hafen, wie verhält es sich eigentlich beim Ankern rein rechtlich mit dem Ankerbier?
Zwei Wochen vor dem Start des Törns Rund England testet Bootseigner Micha Hölzen juristisch dünnes Eis und klärt ein paar der Fragen, die sich auf der dreimonatigen Reise durchaus stellen könnten.
Der Rechtsanwalt Ben Tanis ist auf Wassersportrecht spezialisiert und weiß, was zu tun ist, wenn sich beispielsweise unsere kleine, kuschelige Eignergemeinschaft am Ende des Törns nicht über den Verkauf des Bootes einig werden kann. Und ändert sich etwas an der Rechtsprechung auf dem Wasser, wenn der Brexit tatsächlich kommen sollte?

Der Wendepunkt – die Bootsübergabe

Die Bootsübergabe
jetzt ist es real, am Osterwochenende haben wir auf Fehmarn unser Boot vom Vorbesitzer übernommen. Ein Gebrauchtwagenkauf ist ein Klacks dagegen. Die Kranung war nordisch by nature, in atemberaubendem Tempo und professionell, Maststellen und Segel anschlagen folgten, und dann ging es schon raus auf den Fehmarnsund zu einem Probeschlag. eine Schwache drei zeigte eines, Die Beneteau First 30 holt aus wenig Wind alles raus, lässt sich über die Pinne sehr direkt und akkurat steuern, alles funktionierte auf Anhieb: Motor, Besegelung, Heizung, Kühlschrank, Funkgerät. Am Ende des Tages schlummerten zwei glückliche Neu-Eigner im schlicht gehaltenen Salon der Crusader ein.

Segelt unser Boot gut?

Für Micha Hölzen und seinen Segelkollegen Laurenz Schlüter wird es in dieser Woche spannend. Am Karsamstag wird die First 30, die sie Ende 2018 gekauft haben, und die seitdem im Winterlager auf Fehmarn stand, endlich zu Wasser gelassen. Die Endabnahme steht an, ist alles so, wie es der Verkäufer angepriesen hat, wie segelt sich die Crusader und vor allem: was muss noch gemacht werden?
Die beiden neuen Bootseigner sind Freiberufler und hatten dadurch die Möglichkeit, sich eine 3-monatige Auszeit zu nehmen. Die Folge ist allerdings, vor und nach dem Törn ist das Arbeitspensum hoch, Zeit für umfangreiche Arbeiten am Boot ist nicht da, es sollte schon alles einigermaßen passen.
Eine etwas unangenehme Situation, denn bisher haben beide keine Erfahrung, wie sich dieser Bootstyp überhaupt auf dem Wasser verhält. Aber Hilfe naht:
Frank aus Hamburg hat den Podcast verfolgt, auch er hat mal eine Beneteau First 30 besessen und ist damit mit seiner ganzen Familie von Griechenland Rund Europa bis nach Deutschland gesegelt. Im ersten Teil der Neuen Episode schildert er seine Eindrücke vom Segelverhalten dieses immerhin über 40 Jahre alten Bootstyps.
Und im zweiten Teil könnt ihr live dabei sein, wie das Beiboot das erste Mal mitten in Berlin zusammen mit dem Aussenborder getestet wird. Und zwar völlig CO2-neutral, also zumindest bis zum eigentlichen Testlauf, denn das Beiboot wurde mit dem Fahrradanhänger zum Stapellauf transportiert.
Ein paar Bilder dazu findet ihr auf radiolabor.com